INTERVIEW


WAS WAR DEINE ERSTE ERFAHRUNG MIT DER KUNST? WAS HAT DICH DAZU GEBRACHT KÜNSTLER ZU WERDEN?

Künstler bin ich nicht geworden, die Kunst steckte immer in mir. Es war also nicht die Frage „Wie wurde ich Künstler?“ sondern „Wie kommt die Kunst aus mir heraus?“. Und das war eine etwas längere Geburt. Denn aufgewachsen bin ich auf einem Bauernhof, in einem Umfeld, wo so viel gearbeitet wurde, dass bei Eltern und Großeltern keine Zeit blieb, sich mit etwas wie Kunst auseinander zu setzen und es weiter zu tragen.

Allerdings: als kleines Kind war ich bei meiner Tante zu Besuch und gemeinsam trafen wir ihren Nachbarn, der war Maler. Überall in seiner Wohnung waren Bilder von ihm und ich staunte, dass ein Mensch derart gekonnt mit Farben, Formen und Proportionen umzugehen wußte. Damals spürte ich zum ersten Mal, in kindlicher Unbewusstheit, eine starke Nähe zur Kunst.

Einen zweiten Aha-Moment gab es, als ich in den letzten drei Schuljahren einen Schwerpunkt im Fach Kunst setzen durfte und das erste Mal professioneller an die Kunstgeschichte und das praktische Handwerk herangeführt – und gefordert wurde. Diesmal habe ich deutlich und bewusst die Seelenresonanz im Kunstfeld gespürt.

Als naiver unsicherer junger Mensch wählte ich nach der Schule zunächst allerdings eine andere „sicherere“ Ausbildung und bin viele Jahre auf Umwegen unterwegs gewesen. Unzufriedenheit und Fremdheitsgefühl wuchsen, und die Kunst klopfte von innen immer stärker an die Tür und forderte ihren Platz in meinem Leben. Den hat sie mehr und mehr bekommen. Sie ist erst unsicher und zögerlich, mittlerweile selbstverständlicher und eigentlicher Teil meiner Persönlichkeit und Berufung geworden.


SELBST BEZEICHNEST DU DICH ALS KUNSTWERKER, UND NICHT ALS KÜNSTLER. WARUM?

In einer Ego-betonten Welt haften Berufsbezeichnungen per se Status sowie konditionierte Rollen und Märkte an, die quasi wie ein Label auf die Persönlichkeit geklebt werden. In meiner Wahrnehmung entspricht das nicht einer mit Authentizität gefüllten Berufung. Folgt man der Berufung, dann folgt man der Seele, und nicht dem Ego. Für mich hat es sich somit künstlich angefühlt, mich als Künstler zu bezeichnen.

Einfache Berufsbezeichnungen hingegen beschreiben lediglich das Tun: ein Gärtner gärtnert, ein Maurer mauert, da schwingen weder Status noch Ego mit, das Tun steht im Vordergrund. Und so ist ein Kunstwerker jemand, der werkend Kunst erschafft. Mit dieser Berufsbezeichnung kann ich gut leben.


GIBT ES BESTIMMTE THEMEN, BOTSCHAFTEN ODER THEORIEN HINTER DEINER ARBEIT?

Die Inhalte meiner Kunst kreisen fast immer um die Polarität der irdischen Erfahrungswelt: die Polarität von Licht & Dunkel, Geist & Materie, Wachsen & Vergehen, Natur & Technik, Ratio & Herzbewusstsein… Und es geht um den stetigen Wandel dieser Polaritäten, sowie deren Verkehrung in die Dualität.

Wir erleben in meiner Wahrnehmung gerade eine Krise des patriachal-materialistisch-umweltzerstörenden Systems bei einem gleichzeitigen Widererstarken von Weiblichkeit, Metaphysik und einer erneuten Naturzuwendung.

Letztlich sind all die Widersprüche, Dualitäten und Polaritäten Fragmente eines übergeordneten Ganzen, die es uns ermöglichen durch Erfahrung im Bewusstsein zu reifen. Und dieses übergeordnete Ganze ist letztlich der Lebensgeist, der den gesamten Kosmos durchwebt.


KANNST DU UNS ETWAS DARÜBER ERZÄHLEN WIE DU AN DIE EBEN ANGERISSENEN THEMEN UND ERFAHRUNGSWELTEN KÜNSTLERISCH HERANGEHST, SIE KÜNSTLERISCH UMSETZT?

Wie gerade beschrieben befindet sich in meiner Wahrnehmung unsere polare Erfahrungswelt in ständigem Wandel, zeigt sich in immer wieder neuen Ausprägungen und Verknüpfungen.

Diese Vielfalt möchte ich durch verschiedene stilistische Werkserien mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten erkunden, ausloten und widerspiegeln. Je nach Werkinhalt arbeite ich figurativ oder abstrakt, groß- oder kleinformatig, mit einer großen oder kleinen Farbpalette. Aktuell erkunde ich auch die dritte Dimension, mit bemalten Holzfiguren und Ritzbildern.

Was bei aller Unterschiedlichkeit meine Werkserien eint, ist der Einsatz von Goldfarbe. Die Goldfarbe reflektiert das Licht, inszeniert so das Licht an sich, dass für mich das Lebenslicht – der den gesamten Kosmos durchwirkende Lebensgeist – ist.


KANNST DU UNS ABSCHLIESSEND EIN STATEMENT GEBEN, DAS DEIN WIRKEN MIT WENIGEN WORTEN BESCHREIBT?

Wir leben in der „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende: Wir entscheiden uns, ob wir dem Nichts das Feld überlassen oder phantastische Weltschöpferwesen sind.

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WHAT WAS YOUR FIRST EXPERIENCE WITH ART? WHAT MADE YOU BECOMING AN ARTIST?

An artist is not what I became, the art was always inside of me. Also it was not the question „How did I become an artist?“ rather “How art is going to come out of me ?”, and that was a longer birth. I grew up on a farm and my throughout working parents and grandparents had no capability to get in touch with art and to impart it.

However during visiting my aunt as a little child I met her neighbour, who was a painter. Everywhere in his flat there were his paintings, I marveled that a human being could deal so skillfully with colour, form and proportion. Then for the first time I felt, with childlike unconsciousness, great attracion for art.

During the last three school years there was a second aha moment in my life, as I could choose the school subject Art as a focal point and for the first time I was professionally introduced to art history and practical art-craft, and it also challenged me. At that time I clearly and consciously felt the resonance of my soul in the fields of art.

As a sterry-eyed, insecure young person after school I firstly chose an other “more save” vocational education and stayed in roundabout ways for many years. Dissatisfaction and the feeling of alienation grew, and the art knocked stronger and stronger from inside at my heart and demanded its space in my life. This got more and more and it became – first insecure and hesitantly, meanwhile naturally and intrinsic – part of my personality and vocation.


YOURSELF YOU ARE CALLING AN ART-WORKER, AND NOT ARTIST. WHY?

In this ego-determinated world jobtitles are per se connected with status as well as conditioned roles and markets, that you can stick like a label on the personality. In my perception it does not correspond to a vocation filled with authenticity. Following vocation, you follow your soul´s call, not the ego. Also for me it felt artifical , calling myself an Artist.

In contrast easy job titles only describe the doing: a gardner is gardening, a bricklayer is laying bricks, there resonates no status and Ego, the doing takes place in the foreground. Consequently an art-worker is someone who creates art by working. With this job title I can live well.


ARE THERE SPECIFIC ISSUES, MESSAGES OR THEORIES BEHIND YOUR WORK?

The contents of my art almost always circle the polarity of earthly world´s experience: the polarity of light and dark, spirit and matter, growth and caducity, nature and technology, rathionality and heartconsciousness … It´s about the constant change of these polarities, as well as their reversal to duality.

We experience – in my perception – right now a crisis of the patriachal, materialistic and natural enviroment destroying system clashing to simultanous reempowerment of womanhood, metaphysics and a return to nature.

All these contradictions, dualities and polarities are fragments of a higher unity, which allows us to grow by experiences in consciousness. And finally this higher unity is the spirit of life, that interweaves the whole cosmos.


COULD YOU TELL US SOMETHING ABOUT THE ARTISTIC WAY HOW YOU APPROACH THOSE JUST MARKED TOPICS AND EXPERIENCES, HOW YOU ADOPT THEM ARTISTICALLY?

As just described in my perception our polar world of experiences is in a constant change, shows itself again and again in new expressions and combinations.

In different stylistic workseries with varied focus on content I like to explore, to plumb and to reflect this diversity. Depending on content I am working figurative or abstract, in a large or small format, with a broad or small colour palette. Currently I am also exploring the third dimension, with painted wooden figures and carved pictures.

Beyond all differences between the workseries, they are united by permanent uses of golden colour. The golden colour reflects the light, it stages the light by itself, that represents for me the light of life, which is the spirit of life interweaving the whole cosmos.


FINALLY COULD YOU GIVE US A STATEMENT, WHICH DESCRIBES YOUR WORKING IN A FEW WORDS?

We are living in the “Neverending Story” of Michael Ende: We decide, if we deliver the world to the Nothing or act as phantastic Creatorbeings.